Martial Berthaud

Brenner L'Atelier du Bouilleur | Autignac

Wir kennen zahlreiche ungewöhnliche biografische Wege, die über verschiedene Umwege zur Brennerei führen, und so die Leidenschaft für das Destillieren durch glückliche Fügungen geweckt wird. Die von Martial Berthaud ist aber wohl eine der spannendsten und unkonventionellsten unter den Biografien von Destillateuren. Als Totalverweigerer versucht er jahrelang, sich in besetzten Häusern in Paris, Lyon und Genf dem Zugriff der Behörden zu entziehen.

Seine Flucht vor dem Militärdienst führt ihn in die Cevennen, in das südöstliche französische Zentralmassiv. In dieser ländlichen Gegend beginnt er, sich für das Destillieren zu interessieren. Er destilliert die Früchte des Erdbeerbaumes mit selbstgebauten Geräten. Quelle des Wissens und der Inspiration ist das Buch “L’Alambic” von Matthieu Frécon, das für die französische Craft-Distiller-Szene von Bedeutung ist. Bald schon wird die selbstgebaute Gerätschaft durch eine echte Brennblase ersetzt.

Jahre später, als Matthieu Frécon ankündigt, seine Brennerei zu verkaufen, erwägt Martial, das Destillieren zum Beruf zu machen. Er bietet Martial an, seine gesamte Werkstatt in Autignac zu übernehmen, wo er als Destillateur in Faugères (Languedoc) die Wiederbelebung von “Fine Faugères” begleitet hatte. Martial gründet dann mit einem Freund L’Atelier du Bouilleur, eine Genossenschaft (SCOP), die bis heute die Brennerei von Fine für die Winzer* der Region Faugères ist. Neben diesem einheimischen Weinbrand stellt Martial aber auch eine Reihe anderer Spirituosen her. Ob Trester, Destillate aus wild gesammelten Kräutern oder Beeren. Sein Ruf ist gewachsen und man sagt, Martial mache “Kunst in Flaschen”, er “destilliere, als würde er musizieren”.